Lage/Standort
Das Landschaftsschutzgebiet Weißenborner Wald bildet den Rest eines Waldgürtels am nordwestlichen Randbereich der Stadt Zwickau und darüber hinaus Teilen der Gemarkungen Steinpleis und Königswalde im Landkreis Zwickau.
Auf ca. 446 ha umfasst es die bewaldeten Plateaulagen und Talhänge zwischen den Tälern von Pleiße und Zwickauer Mulde. Kennzeichnend ist der flachwellig-hügelige Landschaftscharakter ohne steile Höhen und schroffe Gehänge bzw. markante Reliefgestalten.
Naturraum
Das gesamte Waldgebiet gehört regionalgeologisch zum zentralen bis nordwestlichen Teil des Erzgebirgischen Beckens.
Es gehört zu den oberen Lagen des Hügellandes mit hochcollinem, mäßig trockenem bis mäßig feuchtem Klima. Die Jahresmitteltemperatur variiert zwischen 8,3 und 7,6°C. Die Niederschlagsmenge beträgt 690 bis 720 mm im Jahr.
Grundsätzlich ist ein starker Wechsel maritimer und kontinentaler Witterungsabschnitte, verbunden mit der Zufuhr entsprechender Luftmassen, zu beobachten. Föhneffekte bei südlichen Windrichtungen und vor allem winterliche Inversionswetterlagen sind regionalklimatische Besonderheiten, die die lufthygienische Bedeutung des Waldgebietes hervorheben.
Geologie
Das Waldgebiet wird geprägt von braunen bis grauroten Konglomeraten der mittleren Stufe des Oberrotliegenden, welche im westlichen bis nordwestlichen Bereich der Hochfläche mit einer bis zu 30 m mächtigen Deckschicht aus tertiären Kiesen, Sanden und Tonen überdeckt ist. Durchzogen werden die Tertiärablagerungen und Rotliegendsedimente von tiefen Erosionsrinnen, die durch Bachläufe, wie den Weißenborner Bach, den Lauterbach oder den Königswalder Bach verursacht werden. Auf den Sohlen der Quellarme des Weißenborner Baches sind kleine Alluvionen aus tonigem Lehm abgelagert.
Als Bodentypen sind Braunerden vorherrschend. Stellenweise sind an nord- und ostexponierten Hochflächen und Hangterrassen Lösslehmaufwehungen vorhanden.
Aufgrund der für den Naturraum typischen Talasymmetrie und der hohen Taldichte zeigt sich das Relief wellig und unübersichtlich. Prägend ist die Bachaue des Weißenborner Baches mit ihren Quellarmen.
Die höchste Erhebung befindet sich mit 386 m ü. NN am Wasserhochbehälter im Plateaubereich westlich des Heinrich-Braun-Krankenhauses. Der tiefste Punkt sind die Libellenteiche am östlichen Rand mit ca. 290 m ü. NN.
Gebietsbeschreibung/Charakteristik
Die Nutzung als Naherholungsgebiet ist für das Stadtgebiet und angrenzende Gemarkungen von außerordentlicher Bedeutung. Durch Ratsbeschluss der Stadt Zwickau wurde der "Waldpark" bereits 1956 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt.
Der Waldgürtel an der Stadtperipherie weist eine Reihe im sonstigen Stadtgebiet selten gewordener Biotoptypen auf.
Den bedeutendsten Anteil nehmen Wälder und forstliche Mischbestände mit Traubeneiche, Buche, Kiefer, Fichte, Lärche und mehreren Edellaubhölzern sowie vereinzelt Birken ein. Hier sind besonders die Altbestände faunistisch interessant, da eine Vielzahl von Brutvogelarten und Wirbellosen eng an deren strukturelle Vielschichtigkeit gebunden sind. An der Artenzusammensetzung der Krautschicht lässt sich erkennen, welche Flächen zwischenzeitlich gerodet waren und landwirtschaftlich genutzt wurden bzw. welche über längere Zeit hindurch als Waldbodenfläche fungierten.
Bedeutsam sind ebenfalls staunässebedingte Feuchtstandorte mit Ansätzen von Erlenbrüchen, Erlen-Eschen-Wäldchen der Bachauen, kleinen bis mittleren Teichen, sumpfigen Hochstaudenfluren und Nasswiesen vermischt mit kleinen Beständen magerer Frischwiesen.
In den verhältnismäßig kleinflächigen Feuchtgrünländereien, die sich überwiegend aus aufgelassenen Nutzwiesen entwickelt haben, konnten sich verschiedene montane Florenelemente erhalten, die hier ihre nördliche Verbreitungsgrenze erreichen.
Die kleinen Standgewässer des Gebietes sind Lebensraum einer vielfältigen aquatischen Flora und Fauna. Besonders die Teichkette im Waldpark und die Libellenteiche Weißenborn sind bedeutendes Laichhabitat.
Das Gebiet weist hat zwar keine so hohe botanische Vielfalt wie die südlich von Zwickau gelegenen Übergangsbereiche zu den unteren Gebirgslagen auf, hat aber bedingt durch die relative Waldarmut des Naturraumes und speziell des landwirtschaftlich dominanten Umfeldes der Stadt doch einige floristische Besonderheiten zu bieten. Für viele gefährdete Arten ist das Waldgebiet ein Refugium zum intensiv genutzten Umfeld, welches kaum mehr geeignete Lebensbedingungen bietet.
Besonders auf den verbliebenen, sumpfigen Restflächen des Grünlandes, die aufgrund ihrer staunassen Böden nicht wieder aufgeforstet wurden, konnten sich seltene und geschützte Arten, der Nasswiesen erhalten.
Die bodenbedeckende Brombeere als krautiger Unterwuchs charakterisiert besonders die ehemaligen Felder, die im Verlaufe der letzten 100 Jahre aufgeforstet wurden. Durch den passiven Düngungseffekt der benachbarten landwirtschaftlichen Flächen konnte sie sich stark ausbreiten. Mit der Aufforstung dieser ehemaligen Felder ist es auch zu erklären, dass in den 60- bis 100-jährigen Buchenbeständen die typischen Buchenbegleiter völlig fehlen bzw. in gebietsfremder Form als Gartenflüchtlinge neu einwandern.
Das Vorkommen des Buschwindröschens dagegen charakterisiert die wenigen permanenten Waldflächen, die nicht zwischenzeitlich landwirtschaftlich genutzt wurden.
Aufgrund der isolierten Lage und des verhältnismäßig geringen Umfanges ist die Bodenflora stärker äußeren Einflüssen des intensiv genutzten, dicht besiedelten und stark industrialisierten Umfeldes ausgesetzt, als zusammenhängende, große Wald- oder Forstbestände.
In die Flora wandern zunehmend gebietsfremde Arten ein bzw. wurden auch gezielt angepflanzt, wie Späte Traubenkirsche, Roteiche, Spitzahorn, Kleinblütiges Springkraut und Drüsiges Springkraut. Durch Garten- und andere Abfälle bzw. siedlungs- und verkehrsbedingte Emissionen im südlichen und östlichen Siedlungsrandbereich breiten sich große Brennnesselherde und Gartenflüchtlinge aus, die die standorttypische Bodenflora (u. a. Maiglöckchen, Riesen-Schwingel, Flattergras) verdrängen.
Die Avifauna des Gebietes weist zwar verhältnismäßig wenig gefährdete Arten auf, ist jedoch mit 59 mehr oder wenig permanent anzutreffenden Arten recht artenreich.
Verschiedene Arten, wie Sperber, Turteltaube, Schwarzspecht, Waldlaubsänger und Misteldrossel besitzen hier innerhalb des Stadtgebietes ihr einziges Brutvorkommen. Weitere, wie Baumpieper, Pirol, Wintergoldhähnchen, Sommergoldhähnchen, Haubenmeise, Tannenmeise, Schwanzmeise, Gimpel, Goldammer und Kuckuck besitzen hier einen ihrer Vorkommens-Schwerpunkte im Stadtgebiet.
Bedingt durch die Vielfalt an kleinen Rinnsalen, Quellmulden, Tümpeln und Teichen innerhalb des Gebietes und die weitgehend ungestörten und nicht zerschnittenen Wanderwege sind gute Reproduktionsbedingungen für Amphibien gegeben. Neben einer außerordentlich starken Population der Erdkröte und des Grasfrosches sind die Vorkommen des Moorfrosches und des Kammmolches bemerkenswert. Vereinzelt sind auch Bergmolch und Teichmolch zu finden.
Mit den bisher vorliegenden 451 Arten Tag- und Nachtfalterarten ist bereits die Vielfalt des Arteninventars ersichtlich. Damit zählt das Gebiet zu den artenreichsten Lebensräumen von Schmetterlingen im Stadtgebiet.
Das Waldgebiet ist insbesondere wegen der vielfältigen und teilweise hochgradig gefährdeten Arten der Schmetterlingsfauna schutzbedürftig. Besonders die Gehölzartenvielfalt, der hohe Laubholzanteil und die vielfältige Mischung diverser Säume, Raine, Wegränder, Feldgehölze und Waldmäntel bilden in Verbindung mit dem teilweise milden Klima hierfür die Voraussetzung.
- Verordnung von 1998 pdf / 2,82 mb