Dabei wurde ganz bewusst der für seine artenreiche Wasservogelwelt bekannte, ca. 32 Hektar große Stausee Glauchau ausgewählt.
Hier existierte von 1976 bis 1992 auf einer natürlichen Insel eine Brutkolonie der Lachmöwe. 1993 wurde allerdings der Brutplatz, bedingt durch das Ablassen des Stausees für Sanierungszwecke aufgegeben. Seitdem fehlt diese Möwen-Art als Brutvogel auf dem Gewässer, vor allem aufgrund von nicht vorhandenen Nistmöglichkeiten. Die im südlichen Teil des Stausees befindliche Insel ist mittlerweile für die Lachmöwe ungeeignet, da Gehölze aufgewachsen sind.
Die nun erstmals vom Landratsamt Zwickau initiierte Artenschutzmaßnahme fand in enger Kooperation mit der Stadtverwaltung Glauchau, dem Stauseeverein und ehrenamtlichen Ornithologen mit dem Ziel statt, die in der Region extrem seltene und im Bestand stark zurückgehende Lachmöwe zu fördern.
Aber auch in anderen Teilen Sachsens wurden beachtliche Rückgänge bei dieser Wasservogelart registriert, sodass sogar die Aufnahme in der Roten Liste in der Kategorie V (Vorwarnliste) erfolgte. Der Rückgang ist hauptsächlich auf die Verringerung des Nahrungsangebotes im Agrarraum, den Verlust von Brutmöglichkeiten sowie zunehmende Gefährdung durch Waschbär, Mink, Wanderratte usw. zurückzuführen.
Im Landkreis Zwickau gibt es von dieser in Kolonien nistenden Vogelart aktuell nur ein Brutvorkommen bei Limbach-Oberfrohna. Auch dort, im Europäischen Vogelschutzgebiet Limbacher Teiche, wurde vor zwei Jahren vom Landratsamt der seltenen Lachmöwe geholfen. Die weithin bekannte Brutvogelinsel im Großen Teich konnte umfassend saniert werden.
Um erstmals überhaupt eine derartige Maßnahme in unserer Region erfolgreich umsetzen zu können, bedurfte es ganz spezieller Technik. Die untere Naturschutzbehörde erhielt dabei vielfältige Unterstützung. So war der Transport der tonnenschweren künstlichen Insel und Ankerelemente auf dem Stausee nur mit der Hilfe der Feuerwehren aus Glauchau sowie dem Technischen Hilfswerk Radebeul möglich. Ganz maßgeblich war auch ein Bauunternehmen aus Niederlungwitz mit der Bereitstellung eines großen Baukrans beteiligt. Zudem stellte eine Chemnitzer Dachdeckerfirma Dachschindeln zur Verfügung, die auf dem Kiesbett der 32 Quadratmeter großen Insel zum Schutz der Jungvögel vor extremer Sonneneinstrahlung benötigt werden. All den unermüdlichen sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich gedankt werden.
Nun besteht die Hoffnung, dass diese künstliche Insel schon in diesem Jahr von den Lachmöwen und möglichweise sogar von der noch selteneren Flussseeschwalbe angenommen wird. Vielleicht bedarf es aber auch etwas Geduld. Dass jedoch derartige Inseln für einen Erfolg sprechen, zeigen vergleichbare Projekte an mehreren Stellen in ganz Deutschland. Darum wurde auch eine Spezialfirma aus Mecklenburg-Vorpommern für den Bau der Kunstinsel ausgewählt.
Bild: Verankerte Brutvogelinsel in der Schutzzone des Stausees Glauchau
Foto: Jens Hering